Vorwort
In einem sind sich die Chronisten von Lorenz Westenrieder bis zu Kreisheimatpfleger Gerhard Schober einig: der Starnberger See zählt zu den schönsten Seen des bayerischen Voralpenlandes, wenn er nicht gar der schönste ist. Deshalb sei Ihnen zur Wahl des Ausflugszieles gratuliert.
Der See liegt inmitten sanfter, dicht bewaldeter Moränen-Hügel. Erst in gebührender Entfernung erheben sich Wetterstein- und Karwendel-Gebirge mit ihren Vorbergen zu einer grandiosen Kulisse. Diese Laune der Natur verleiht dem See etwas Heiteres, Befreiendes. Wer mit der Bahn in Starnberg ankommt und hinaus auf die Seepromenade tritt, der spürt beim Blick auf blaues Wasser, grüne Hügel und schneebedeckte Berge: Jetzt beginnt der Urlaub, la dolce far niente. Westenrieder schreibt 1784: „Die ganze Natur umher ist fröhlich, sanft und gefällig, und entfernet mühsame Gedanken, und schwülstigen Pracht. Ein süßer Schauder des Vergnügens hebet das Herz des Stadtbewohners, und mit jedem Blick fühlt er sich leichter, und fühlt aus seiner Seele die Sorge weichen.“ Die zwanglose Atmosphäre der Flaneure, das Gewusel an den Stegen, wenn die schmucken weißen Dampfer an- oder ablegen, das Treiben der Wasservögel, eisschleckende Kinder und erwartungsvolle Bootsverleiher – das war vor hundert Jahren nicht anders.
Ein paar Daten: Der See ist 20,2 Kilometer lang, maximal 4,7 Kilometer breit und bis zu 127,8 Meter tief. Er hat ein Volumen von drei Milliarden Kubikmeter und bedeckt eine Fläche von 56,36 Quadratkilometer. Abfluss ist am Nordende die Würm. Über sie gelangt das Wasser des Sees in Isar und Donau bis ins Schwarze Meer. Der See hat keinen großen Zufluss. Er speist sich durch unterirdische Quellen und Bäche.
Das Fahrrad ist das beste Verkehrsmittel, um zu erkunden, was sich an den Ufern hinter dem grünen Mantel verbirgt. Nur mit dem Radl finden Sie jene abgelegenen, idyllischen und wenig überlaufenen Badeplätze, die es immer noch am See gibt. Wir wollen uns Zeit nehmen für die zahlreichen Sehenswürdigkeiten und das leibliche Wohl soll ebenfalls nicht zu kurz kommen. Lauschige Biergärten und Restaurants direkt am Ufer laden dazu ein. Deshalb plädieren wir hier für eine gemütliche Rundtour, für die Sie gut und gerne sechs bis acht Stunden veranschlagen sollten. Auch mit Rücksicht auf die Schwächeren in ihrem Radlteam, denn für einen Ungeübten stellt die Seetour schon eine Herausforderung dar. Wir wollen ja nicht den Teilnehmern des alljährlich im Sommer stattfindenden Tutzinger Triathlons Konkurrenz machen. Die Besten schaffen die 52 Kilometer-Distanz in einer Stunde und 20 Minuten.Anders als die Rennradler bevorzugen wir die Wege direkt am Seeufer. Es soll ja ein gemütlicher Ausflug werden, der auch Zeit zu einem kleinen Plausch am Wegrand bietet. Dann wird man schnell feststellen, dass auch ganz normale Menschen hier leben, andere, als es das Klischee von den „Reichen am See“suggeriert.
Die folgenden Kapitel erzählen von bekannten und weniger bekannten Leuten und ihren nicht minder berühmten Villen am See, bieten eine Fülle aktueller Informationen, lassen aber auch frühere Zeiten wieder lebendig werden, zum Beispiel, als Ludwig II. mit „Sisi“, der Kaiserin Elisabeth von Österreich, auf der Roseninsel geheime Botschaften austauschte.
Und nun aufgestiegen und viel Spaß bei der Tour.
Manfred Hummel und Sabine Bader Wimpasing, im Mai 2011