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Extratour 2
Von Rottach-Egern nach Siebenhütten

Vom Zentralparkplatz in Rottach-Egern durch den Ort nach Süden, dann entlang der Weisssach bis zur Weissach-Alm und nach Kreuth, auf der Forststraße Richtung Schwaigeralm und auf Teerstraße hinauf nach Wildbad Kreuth, am Alten Bad vorbei am Rand der Schlucht talwärts nach Siebenhütten, auf Forst- und Teerstraße zurück zur Hanns-Seidel-Stiftung und dann auf demselben Weg zurück.

Streckenlänge: etwa 22 Kilometer. Fahrzeit: etwa 1 ½ Stunden. Höhendifferenz: etwa 120 Meter. Schwierigkeit: einfache, familienfreundliche Tour meist am Bachlauf und sehr verkehrsarm, für Kinder ab 8 Jahren.

Nach dem Ortsende von Rottach-Egern führt der Weg durch die Weißachaue, eine der schönsten Tallandschaften des Alpenvorlandes. Wegen ihrer reichhaltigen Tier- und Pflanzenwelt steht sie seit 1953 unter Naturschutz. Bald ist Kreuth (800 m) erreicht. Als flächengrößte Gemeinde des Landkreises Miesbach reicht Kreuth mit seinen 17 Ortsteilen laut einer Informationstafel im Museum Tegernseer Tal von der Grenze zu Österreich im Süden bis zum Tegernsee. Eingebettet ist Kreuth zwischen Hirschberg, Leonhardstein, Setzberg und den Blaubergen. Durch den Ort führt die Verbindungsstraße über den Achenpass nach Tirol, die seit 1320 besteht und besonders am Wochenende stark befahren ist. 1184 hat das Kloster Tegernsee eine Kirche aus Stein zu Ehren des Heiligen Leonhard errichtet. Dessen Patrozinium war vor mehr als 500 Jahren Ausgangspunkt des ältesten bayerischen Leonhardi-Ritts, der heute noch am 6. November viele Schaulustige anlockt. Eine Glashütte, die Abt Bernhard Wenzl 1688 im Wald errichtet hatte, brannte zehn Jahre später ab und wurde wegen mangelnder Rentabilität nicht mehr aufgebaut. Neben dem Marmorbruch in Enterbach lebten die Talbewohner ab 1810 von der Waldarbeit und Holztrift auf der Weißach für die Saline in Rosenheim. Um das Salz zu sieden und zu trocknen, war viel Holz notwendig. 1912 wurde die Trift auf der Weißach eingestellt, 1919 die über den See. Den Holztransport erledigte von da an die Eisenbahn.

Ein kurzer Anstieg führt nach zwei Kilometern nach Wildbad Kreuth (820 m). Begrenzt vom Schildenstein (1613 m), Blaubergen (1787 m) und der Halserspitz (1862 m), übt das Hochplateau einen ganz eigentümlichen, zauberhaften Reiz aus. Das muss auch König Max I. Joseph verspürt haben, denn er kaufte das Gelände 1818. Vorher waren natürlich – wie überall in dieser Gegend – längst die Mönche da gewesen. 1490 wird das Bad erstmals urkundlich erwähnt. 1511 lässt Abt Heinrich V. das erste Badehaus errichten. Der Quelle vom „Heiligen Kreuz“, die Schwefel, Erdalkalien und Eisen enthält, wird heilende Wirkung zugeschrieben. Von 1820 bis 1825 entsteht das „Neue Bad“, der langgestreckte, elegante Biedermeierbau, den man von den Kreuther CSU-Klausuren aus dem Fernsehen kennt. Die Molkenkur, die 1822 eingeführt und auf Gertrud Grubers Schönheitsfarm in Rottach-Egern noch heute praktiziert wird, bringt vollends den Durchbruch. Das alte „St. Leonhard Bad“ steigt zum Weltbad auf. Der europäische Hochadel gibt sich in den stillen Kreuther Bergen ein Stelldichein. 1838 weilt Zar Nikolaus I. mit seiner kränkelnden Gattin Alexandra in Bad Kreuth. Bei dieser Gelegenheit wird die Ehe der ältesten Zarentochter Nikolajewna mit dem bayerischen Herzog Max von Leuchtenberg perfekt gemacht, schreibt Peter A. Kramer in seiner Geschichte des Tegernseer Tals. Gekrönte Häupter, bedeutende Vertreter von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kunst sind in jener Zeit auch in Siebenhütten (836 m) anzutreffen, das König Max gleich mit gekauft hatte. Auf dem Tanzboden der urigen Alm soll es oft sehr temperamentvoll und lustig zugegangen sein, schreibt Cramer.

Von 1924 bis zu seinem Tod 1960 lebte der Musiker und Volksmusiksammler Kiem Pauli in Wildbad Kreuth. Während des Zweiten Weltkriegs fand Hamburger Schulkinder im Rahmen der „Kinderlandverschickung“ hier Zuflucht. 1973 schließt Herzog Max das traditionsreiche Bad, nachdem es Hotelfachschule und noch einmal Kurbetrieb war. Zwei Jahre später zieht nach einer Generalsanierung die CSU-nahe Hanns-Seidel-Stiftung als Pächter ein. 1976 gerät Wildbad Kreuth bundesweit in die Schlagzeilen. Auf Betreiben des Parteichefs Franz Josef Strauß fasst die CSU ihren berühmten Trennungsbeschluss, die Aufkündigung der Fraktionsgemeinschaft mit der CDU. Nach kurzer Zeit zieht ihn Strauß kleinmütig zurück. 2007 leitet die CSU-Landtagsfraktion ebenda das politische Ende Edmund Stoibers als bayerischer Ministerpräsident und CSU-Chef ein. Seitdem ist es wieder ruhiger geworden in Wildbad Kreuth.

Nicht geändert hat sich seit den königlichen Zeiten aber, dass man hier hervorragend ißt und trinkt. Als Spezialität im Stüberl der herzoglichen Fischzucht gilt die „zappelfrische“ geräucherte Forelle zum trockenen Weißwein oder süffigen Tegernseer Bier. Herangewachsen ist sie im frischen Wasser der Quelle, die früher Leiden linderte. Es lohnt auch die Einkehr ins Gasthaus „Altes Bad“ auf ein Hirschbergschnitzel oder einen Saibling. Johanna und Axel Winkelmann bieten „gehobene, aber nicht abgehobene Küche“ für jeden Geldbeutel. Abends servieren die Winkelmanns anspruchsvolle internationale Küche. Ein Holzfaß-Obstler mit Aprikosengeschmack im Abgang oder das 42-prozentige „Bad-Schnapserl“ runden die Mahlzeit ab. Das war dem bayerischen Landwirtschaftsministerium eine Goldmedaille wert. Gasthof und Kapelle, in der einmal im Monat ein Gottesdienst stattfindet, gehören Herzogin Helena. Die Forstwirtin managt Wald, Wild und Fischzucht. Zurück nach Rottach-Egern geht es auf demselben Weg. Als Alternative bietet sich jedoch der ehemalige Marmorbruch in Enterbach an.

Exkursion nach Enterbach: Um nach Enterbach zu gelangen, nehmen wir den Bremerweg, der unmittelbar vor Erreichen der B 307 nach rechts abgeht und am linken Ufer der Weißach verläuft. Im Orstzentrum von Kreuth wird er zum Rathaus-Weg, kurz danach kreuzt er die B 307. Wir folgen jetzt dem Gräfin Schlippenbach-Weg, Thomas-Baumgartner-Weg, Rauheckweg, nach links auf die Nördliche Hauptstraße und die Tegernseer Straße. Dem nach links abzweigenden Schöneckweg folgen und dann nach rechts in den Marmorbruchweg abbiegen. Vor einem alten Steinmetzhaus führt ein Weg zum ehemaligen Marmorbruch. 1683 hat ihn der Klosterjäger Bierbichler entdeckt. Das Kloster betrieb ihn bis 1803. Unter Max I. Joseph wurde der Abbau 1817 fortgesetzt. Der rötliche Enterbacher Marmor kam in Form von Säulen, Kaminen und Böden in die Münchner Residenz, an den Kaiserhof nach Wien, ins Berliner Schloss Charlottenburg, die Walhalla und die Klosterkirche zu Tegernsee. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Abbau eingestellt, weil er nicht mehr rentabel war. Man muss erst die Staubschicht von den umher liegenden Steinen reiben, dann erkennt man den rötlichen Enterbacher Marmor.

Einkehrtipps: Siebenhütten Alm (836 m) (Mai bis 15. Oktober durchgehend von 10 bis 18 Uhr, Juni, Juli, August: Radl-Donnerstag wetterabhängig bis 21 Uhr, Tel: 08029/1228, Kein Ruhetag.www.siebenhuetten.de Herzogliche Fischerei unterhalb der Hanns-Seidel-Stiftung, Montag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr, Tel: 08029/997460. Gasthaus Altes Bad, Wildbad Kreuth 2, Tel: 08029/304.Öffnungszeiten: 11.30 Uhr bis 23 Uhr durchgehend, Biergarten bei schönem Wetter ab 10 Uhr, Montag und Dienstag Ruhetag, www.altesbad.de

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